Juni 2025 | Lesezeit: 5 min
Ob krumme Karotten, Brotreste oder überschüssiges Obst – viele Lebensmittel landen im Müll, obwohl sie noch essbar sind. Laut WWF landen allein in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne – etwa die Hälfte davon wäre vermeidbar (WWF, 2021). Upcycling Food setzt genau hier an: Aus scheinbarem Abfall entstehen neue, hochwertige Produkte. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern eröffnet auch kreative Möglichkeiten für nachhaltigen Genuss.
In diesem Beitrag erfährst du, was Upcycling Food bedeutet, wie es sich vom Recycling unterscheidet, welche Vorteile es bietet und welche spannenden Beispiele aus dem DACH-Raum bereits heute zeigen, wie lecker Lebensmittelrettung sein kann.
Inhalt
- Was bedeutet Upcycling Food?
- Warum lohnt sich Upcycling Food?
- Beispiele aus dem DACH Raum
- Was sind die Herausforderungen?
- Fazit
Was bedeutet Upcycling Food?

Ein Beispiel: Aus übrig gebliebenem Brot wird Bier gebraut. Oder krummes Gemüse wird zu Suppen oder Teigtaschen verarbeitet. So entsteht aus dem, was früher entsorgt wurde, ein neues Produkt mit Mehrwert – geschmacklich wie ökologisch.
Upcycling Food unterscheidet sich außerdem durch seinen Fokus auf direkte Veredelung: Ziel ist es, wertvolle Nährstoffe zu erhalten und ein marktfähiges Produkt zu schaffen, das sich auch im Handel durchsetzen kann. Immer mehr Start-ups und auch große Marken entdecken den Wert von Nebenprodukten – und machen daraus kreative, neue Produkte.
Darüber hinaus erfüllt Upcycling Food häufig weitere Kriterien einer nachhaltigen Wertschöpfung: kurze Transportwege, transparente Lieferketten und bewusste Kundenkommunikation. Besonders spannend ist, dass Upcycling zunehmend in der Spitzengastronomie, bei Lebensmittelhändlern und in der Systemgastronomie Fuß fasst.

Warum lohnt sich Upcycling Food?
1. Es schützt das Klima: Wenn weniger Lebensmittel verschwendet werden, sinkt der CO₂-Ausstoß. Die UN-FAO schätzt, dass rund 8–10 % der weltweiten Treibhausgase auf Lebensmittelabfälle zurückgehen (FAO, 2021). Gleichzeitig werden Ressourcen wie Wasser, Energie und Anbauflächen geschont. Schon die Rettung kleiner Mengen kann große ökologische Wirkung haben. Upcycling schließt diese Lücke im Kreislauf – ganz ohne neue Rohstoffe.
2. Es spart Geld – und schafft neue Märkte: Unternehmen können Nebenprodukte weiterverwerten oder verkaufen, statt sie zu entsorgen. Gleichzeitig entstehen neue, innovative Lebensmittel für bewusste Konsument:innen. Studien zeigen, dass Verbraucher:innen zunehmend nach nachhaltigen Produkten suchen (BMEL, 2022). Upcycling kann zudem neue Jobs schaffen und regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Für Gastronomie, Handel und Lebensmittelindustrie entstehen neue Geschäftsmodelle mit attraktiver Wertschöpfung.
3. Es macht Lebensmittel wieder wertvoll: Upcycling hilft, Lebensmittel wieder als das zu sehen, was sie sind – ein wertvoller Rohstoff, kein Wegwerfprodukt. Viele Upcycling-Projekte fördern zudem ein neues Bewusstsein für Konsum und Ressourcenschonung. Konsument:innen erleben, dass nachhaltiger Konsum nicht Verzicht bedeutet, sondern auch Genuss und Innovation bieten kann. Gerade junge Zielgruppen reagieren besonders positiv auf diese Kombination aus Nachhaltigkeit und Design.
4. Es fördert Kreativität und Innovation: In der Produktentwicklung entstehen neue Geschmackserlebnisse, ungewöhnliche Zutatenkombinationen und inspirierende Marken. Upcycling bringt Frische in den Markt – ob als knuspriger Snack aus Gemüseschalen oder als vegane Milchalternative aus Aprikosenkernen.
Beispiele aus dem DACH Raum
Rettergut (Deutschland): Suppen, Aufstriche oder Bruchschokolade – alles hergestellt aus geretteten Lebensmitteln. Rettergut zeigt, wie vielfältig und lecker Upcycling sein kann (Rettergut, 2023). Die Marke setzt auf Lebensmittelreste aus der Industrie, die optisch oder mengenmäßig aussortiert wurden, aber einwandfrei sind. Besonders beliebt sind die Suppen aus geretteten Zutaten.
Knärzje (Deutschland): Das Frankfurter Startup braut Bier aus altem Brot – regional, nachhaltig und preisgekrönt. Pro Charge werden bis zu 30 kg Brotreste eingespart (Knärzje, 2023). Das Bier zeigt: Auch Abfallprodukte können Teil eines hochwertigen Premiumprodukts werden. Die Produktion ist dabei nicht nur nachhaltig, sondern auch ein Statement gegen Verschwendung – jedes Bier ein Stück Verantwortung.
Unverschwendet (Österreich): Das Unternehmen verarbeitet überschüssiges Obst zu Marmeladen, Chutneys oder Sirup – oft aus direkter Zusammenarbeit mit Landwirt:innen. Seit 2022 auch in Supermärkten erhältlich (Unverschwendet, 2023). Unverschwendet setzt gezielt auf Transparenz, Herkunft und Qualität. Die Etiketten erklären, wie viel Lebensmittel pro Glas gerettet wurden – das schafft Vertrauen.
Kern Tec (Österreich): Dieses Start-up macht aus Obstkernen neue Produkte wie Öle, pflanzliche Milchalternativen oder Proteinmehl. Über 1 Million Kilogramm Kerne wurden bereits verarbeitet (Kern Tec, 2023). Ein Vorreiter für technologisch anspruchsvolles Upcycling im industriellen Maßstab. Die Innovation liegt nicht nur im Produkt, sondern auch im technischen Prozess: Ein patentiertes Verfahren trennt und verarbeitet die Kerne besonders effizient.
Was sind die Herausforderungen
Upcycling ist kreativ, aber auch aufwendig. Die Beschaffung geeigneter Reste, schwankende Rohstoffmengen und gesetzliche Vorgaben (z. B. Lebensmittelhygiene) machen es nicht immer einfach. Auch rechtlich ist die Einordnung von Upcycling-Produkten nicht immer eindeutig – klare Standards oder ein offizielles Label fehlen bislang in der EU.
Viele Start-ups müssen zudem Pionierarbeit leisten, was Logistik, Verarbeitung und Kommunikation betrifft. Verbraucher:innen müssen erst überzeugt werden, dass Upcycling-Produkte sicher, lecker und qualitativ hochwertig sind. Aufklärungsarbeit und transparenter Umgang mit Zutaten und Herkunft sind daher essenziell.
Ein weiteres Hindernis: Der Aufwand für Produktion und Qualitätssicherung ist teils höher als bei klassischen Produkten. Dadurch sind Upcycling-Produkte aktuell oft etwas teurer – doch mit wachsender Nachfrage und Skalierung kann sich das ändern.
Ein zusätzlicher Aspekt ist die Vermarktung: Upcycling klingt für manche Verbraucher:innen zunächst nach „Abfallverwertung“. Es braucht also eine gute Geschichte, sympathisches Design und einen klaren Nutzen, um Vorurteile zu überwinden. Erfolgreiche Marken schaffen es, ihre Herkunft als Mehrwert zu kommunizieren.
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Fazit
Upcycling Food verbindet Nachhaltigkeit, Innovation und Genuss. Aus Überschüssen entstehen neue Produkte – mit weniger Abfall, weniger CO₂ und mehr Wertschätzung für Lebensmittel. Immer mehr Start-ups und Unternehmen im DACH-Raum zeigen, wie das geht – und dass daraus ein echtes Zukunftsmodell für die Lebensmittelbranche werden kann.
Konsument:innen können diese Entwicklung aktiv mitgestalten: durch bewusste Kaufentscheidungen, Neugier auf neue Produkte und die Bereitschaft, scheinbaren „Abfällen“ eine zweite Chance zu geben.
Upcycling bietet Unternehmen eine echte Chance, sich klar als nachhaltig zu positionieren – und gleichzeitig neue Geschmacksrichtungen und Werte zu etablieren. Für viele ist es der nächste Schritt nach Bio und Regionalität: eine ganzheitliche Idee, die Ressourcen, Innovation und Bewusstsein verbindet.
Unser Tipp: Beim nächsten Einkauf bewusst zu Upcycling-Produkten greifen – und damit ein Zeichen gegen Verschwendung setzen. Denn jeder kleine Schritt zählt.
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Quellen:
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WWF (2021): Lebensmittelverschwendung in Deutschland. https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/lebensmittelverschwendung
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FAO (2021): Food Loss and Waste: Facts. https://www.fao.org
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UFA (2021): Upcycled Certified™ – Definition and Certification Standard. https://www.upcycledfood.org
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BMEL (2022): Ernährung und Verbrauchertrends in Deutschland. https://www.bmel.de
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Rettergut (2023): Unsere Produkte & Idee. https://www.rettergut.de
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Knärzje (2023): Das Brot-Bier. https://www.knaerzje.de
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Unverschwendet (2023): Über uns. https://www.unverschwendet.at
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Kern Tec (2023): Mission & Produkte. https://www.kern-tec.com
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